Bone Bruise – Mangel an Vitamin D?

Manche Sportverletzungen lassen sich nicht gleich erkennen. ­Weil sich die ­bildgebenden Verfahren stetig ver­bessern, gelingt ­die Diagnostik jedoch immer besser. Eine ganz besondere ­Art ­der Knochen­verletzung lässt sich bspw. nur mit einer Magnetresonanz­­tomografie (MRT) feststellen. ­Dabei ­handelt es sich um „Bone Bruise“.

Bone Bruise ist ein moderner Name für Mikro­frakturen inner­halb des Knochens, die von außen nicht sichtbar sind. Solche­ Knochenmarködeme treten häufig am Sprunggelenk, im Knie oder Handgelenk auf und können ausschließlich mittels Dünnschicht-CT-Untersuchung und MRT-­Untersuchung diagnostiziert werden. Solch ein Knochen ist erhöht verletz­ungsanfällig, der Sportler/Patient verspürt einen Druck mit Schmerzen.

Dabei handelt es sich um eine vermehrte Wasseransammlung im Knochen, die auf einer­ Ödem- oder Häma­tom­bil­dung im Knochen zurückzuführen ist und sich durch eine Signalanhebung in den wasser­sen­si­ti­ven Sequenzen der MRT zeigt. Bone Bruise kann u.a. nach Traumata­ auftreten (siehe Tabelle). Interessant ist in diesem Zusammen­hang jedoch, dass sich Knochen­mark­ödeme zu einem hohen Prozentsatz auch in der beschwer­defreien Normal­be­völ­ker­ung­ finden. Wer ist nun also besonders gefährdet?

Zu wenig Sonnenlicht?

Ein interessanter Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass das Risiko von Knochenstoffwechselstörungen erhöht­ wird, wenn eine Person zu wenig Ultraviolettstrahlung (UVB) und damit zu wenig Vitamin D erhält. Dieses Vitamin,­ das der Körper nicht nur aus der Nahrung aufnehmen, sondern­ durch „Sonnen­energie“ quasi selbst herstellen kann, hat eine große Bedeutung. So kommt es laut der American Society of Bone and Mineral Research (ASBMR) bei <30.4ng/ml Vitamin D zu signifikant mehr Stressfrakturen. Drastisch wird dies z.B. bei Fußballern aus ­Afrika deutlich, die in den englischen Ligen spielen. Aufgrun­d ihrer dunklen Hautfarbe benötigen sie noch mehr UVB, was auf der sonnen­armen britischen Insel jedoch nicht möglich ist.

Die Konsequenz: eine erhöhte Verletz­ungs­gefahr – gesteigerte Bone Bruise-Fälle. Aber auch bei uns sieht es nicht unbedingt besser­ aus. Das Robert Koch-Institut fand heraus, dass knapp 60% der Deutschen zu niedrige Vitamin D-Werte haben. Ein entscheidender Faktor dabei ist u.a. die Höhe des Sonnenstandes. Selbst bei Sonnenschein kann es somit sein, dass kein Vitamin D3 in der Haut gebildet werden kann. Nördlich des 52. Breitengrades (Ruhrgebiet) kann im Winter kein Vitamin D3 gebildet werden. Andere Studien nennen als Grenzlinie sogar den 42. Breitengrad, der durch Barcelona und Norditalien geht. Somit­ haben wir in Norddeutschland und vielleicht sogar in ganz Deutschland im Winter keine Chance, über das Sonnenlicht Vitamin­ D zu bilden.

Bone Bruise nach Traumata

  • Schussverletzungen mit dem Puck (Eishockey)
  • Stürze (Hüfte und Knie)
  • Scherkräfte (Fuß OSG und Unterschenkel
  • Obere Extremitäten und Oberkörper relativ selten
  • Bei Überlastung (UVW; hohe ­Trainingsumfänge; ­falsche nicht axiale Techniken)

Ernährung

Um solch einen Mangel beheben und den damit einhergehenden Gefahren präventiv zu begeg­nen, sollte ein wenig über die Nahrung­ nachgeholfen werden. Nicht umsonst essen­ bspw. die Inuit, die lange Zeit im Jahr auf Grönland in Dunkel­heit leben, sehr viel fettigen Fisch. Eier (2,9g/100g), Cham­pig­nons (1,9g/100g) und Fettfische wie Lachs (16,3g/100g), ­Hering (26,0g/­100g) oder Tunfisch (4,5g/100g) haben einen hohen ­Vitamin D-Gehalt. Ebenso Milch (1,2g/100ml), Butter­ (1,24g/100g) und Gouda-Käse (1,25g/100g). Eine­ Substitution durch Tabletten ist ebenfalls möglich. So werden in den USA gut 80% der schwangeren Afroamerikanerinnen mit Vitamin D substituiert.­

Fazit

Bone Bruise ist nur mit einer MRT- oder Dünnschicht-CT-Untersuchung zu diagnostizieren. Was bedeutet das für den Spitzen­sport? Eine diagnostische Sicherheit, auch wenn es zahlreiche­ manuelle Gelenkuntersuchungen gibt. Aber: Ein Bild gibt keinerlei Auskunft über den Schmerzzustand des Patienten. Knochenmarködeme kommen auch in der Normalbevölker­ung vor, teilweise ohne Symptome.­ Eine Rolle kann dabei ein Vitamin D-Mangel spielen. Vor allem in Anbetracht der Erhöhung des Risikos für Knochenstoffwechselstörungen ist eine­ Aufnahme von Vitamin D in Form von speziellen Lebens­mitteln (siehe oben) oder eine Substitution in Form von ­Tabletten (nur in Absprache mit Ärzten und Therapeuten) für Sportler und auch für die Normalbevölkerung zu empfehlen.

Autor: Sven Kruse

Dieser Artikel stammt aus dem Archiv der ehemaligen Seite medicalsportsnetwork.de. Er wurde mithilfe der Wayback Machine (archive.org) rekonstruiert um weiterhin zur Verfügung zu stehen.