Mental fit durch Erhöhung der Trinkmenge

Um den physiologischen Wasserbedarf zu decken, könnten täglich 1,5 Liter an Getränken zzgl. der über feste Lebensmittel aufgenommenen Menge an Wasser ausreichen; so wie es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. in ihren Ernährungstipps anempfiehlt.

Genügt diese Trinkmenge, die sich zur Aufrechterhaltung der Strukturen und Funktionen der körperlichen Organe eignen mag, auch für die Kopfarbeit und psychische Stabilität der Personen, die sich in einer Informations- und Wissensgesellschaft bewähren wollen? Oder gar für Sportler, die nicht nur schwitzen, sondern auch körperliche Hochleistungen erbringen wollen? Diese gelingen in vielen Disziplinen kaum ohne die Einbeziehung der Kopfarbeit. Big Points werden im Kopf gewonnen.

Entscheidet Trinkmenge bereits über Abiturnoten?

Dass alleine eine hohe mentale Leistungsfähigkeit eine vermehrte Flüssigkeitszufuhr erfordert, hatte bereits die Rosbacher Trinkstudie I wahrscheinlich gemacht. Darin befragten wir 75 Medizinstudenten, wie viel sie in den Monaten vor dem Abitur pro Tag getrunken hatten. Die Abiturnoten als Indikatoren der mentalen Leistungsfähigkeit hingen eindeutig mit der täglichen Trinkmenge zusammen: Wer um die 2,3 Liter trank, hatte die besten Abiturnoten. Die Schwäche der Studie lag in den retrospektiven subjektiven Angaben zur Trinkmenge. Eine neue Studie, die Rosbacher Trinkstudie VI, sollte das Optimum der täglichen Getränkezufuhr überprüfen. Diesmal allerdings prospektiv und an einer umfangreicheren Stichprobe. Außerdem sollten die Validität der Trinkmengenangabe erhöht und ein breiter seelisch-geistiger Bereich mit psychometrischen Tests objektiviert werden.

Rosbacher Trinkstudie VI

Per Internet wurden Teilnehmer zwischen 18 und 75 Jahren aus ganz Deutschland rekrutiert. Alle Teilnehmer führten die Erhebungen von zu Hause aus über eine speziell installierte Internetplattform durch. Die 1. Erhebung diente der Erfassung ihrer demographischen und biometrischen Daten sowie der Trinkgewohnheiten und der Testung der psychologischen Zustands- und Persönlichkeitsmerkmale. Wer die 1. Erhebung abschloss, erhielt einige Tage später mineralstoffreiches (1610 mg/l) Rosbacher Mineralwasser, Medium, an seinen Wohnort geliefert, mit der Bitte, täglich wenigstens 2 l = 4 Flaschen zu trinken. Eine Woche danach fand eine 2. Erhebung statt, woraufhin die zweite Anlieferung des Mineralwassers erfolgte.

Eine weitere Woche später erfolgte die Abschlusserhebung. 182 Personen, davon 50,5 % Frauen, hatten an der 1. Erhebung teilgenommen. Die Altersstufen zwischen 18 und 60 Jahren waren etwa gleich stark. Jede Altersstufe umfasste nahezu gleich viele Männer wie Frauen. Die Körpergröße und das Körpergewicht betrugen 174 ± 10 cm bzw. 78 ± 20 kg. Die Hälfte der Teilnehmer hatte, nach dem Body-Mass-Index (BMI) bewertet, ein Normalgewicht, 7 % ein Untergewicht. 68 % der Teilnehmer gaben an, von Tag zu Tag etwa gleich viel zu trinken. Ausgangs betrugen die täglichen Trinkmengen (Wasser, Kaffee, Tee, Limonade, Cola-Getränke usw. zusammengerechnet) bei 53 % unter 2 l. In den Folgeerhebungen hatten 18 % (2. Erhebung) und 16 % angeführt, weniger als 2 l am Tag an Getränken zu sich zu nehmen. Mehrheitlich verfügten die Teilnehmer über ein überdurchschnittliches Allgemeinwissen und ein gutes Selbstvertrauen. Sie bildeten also einen gehobenen Ausschnitt aus der Bevölkerung.

Das Optimum für die Psyche

Bei den drei Erhebungen wurden je drei psychische Bereiche gemessen, die für eine erfolgreiche Integration in eine Informations- und Wissensgesellschaft eine Schlüsselstellung haben:

  • Persönlichkeitseigenschaften, also zeitlich stabile individuelle Größen bzw. Einstellungen: Subjektive geistige Fitness, Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit (Selbstvertrauen) und psychische Ausgeglichenheit (= emotionale Stabilität)
  • Schnell veränderliche Zustandsgrößen im seelischen Bereich: Vitalität (~ Lebensfreude), Wohlgefühl und Aktivitätsdrang
  • Akute mentale Leistungsgrößen: Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (IVG), Merkspanne, Arbeitsspeicherkapazität als Produkt der beiden vorherigen Komponenten, Basislernvermögen, Durchhalteleistung und Sorgfalt

Über alle einzelnen Variablen zusammengenommen zeichnete sich ein Optimum bei 2,5 l täglicher Trinkmenge ab. Darüber und darunter verschlechterte sich die psychische Gesamtlage (Abb. 1).

Trinkmenge beeinflusst die „stabile“ Persönlichkeit

Die Persönlichkeitsausprägungen, die über lange Zeitstrecken stabil sein sollten, hängen ebenso wie die akuten seelischen und mentalen Zuständen von der Trinkmenge ab (Abb. 2): Bei 2,5 l Getränkeeinnahme pro Tag waren die Teilnehmer am ausgeglichensten und geistig fittesten und genossen ein hohes Selbstvertrauen. Gleichzeitig fühlten sie sich wohl, voller Unternehmungslust und Energie. Dies zeigt eine gelungene Integration in die Informations- und Wissensgesellschaft an. Über den tatsächlichen Erfolg entscheidet aber letztlich die geistige Leistungsfähigkeit. Das Gesamt der gemessenen mentalen Leistungsgrößen hatte bei 2,5 l Trinkmenge pro Tag ein Maximum und um die 1,75 l ein Tief. Während Größen wie das Basislernvermögen für den Erfolg in Schule, Beruf und Alltag in der Informations- und Wissensgesellschaft irrelevant sind, kommt der Arbeitsspeicherkapazität „die“ Schlüsselbedeutung zu. Ihre Beziehung zur Trinkmenge hat eine ähnliche Form wie die der Persönlichkeits- und seelischen Zustandsmerkmale (Abb. 2).

Die Annäherung an das Optimum

Die Studienteilnehmer hatten ausgangs täglich 1,75 l (Median) getrunken und erhöhten ihre Trinkmenge nach Erhalt von Rosbacher Mineralwasser auf 2 l am Tag. Bei den Messungen nach 1 und 2 Wochen war ihre geistige Leistungsfähigkeit statistisch signifikant angestiegen (Abb. 3). Die Zuwächse betrugen zwischen Erst- und Letzterhebung bei der IVG 6,3 %, Merkspanne 9,0 % und Arbeitsspeicherkapazität 15,6 %. Letzeres entspricht einer Zunahme von acht IQ-Punkten. Bei der wichtigsten geistigen Leistungsgröße, der Kapazität des Arbeitsspeichers, traten kumulierende Effekte auf, deren Ursache in einer Umstrukturierung des Gehirns liegen: Nach zwei Wochen waren die Wirkungen ausgeprägter als nach einer Woche. Wahrscheinlich halten diese leistungsförderlichen zerebralen Umstrukturierungen auch noch über den zweiwöchigen Beobachtungszeitraum der Studie hinaus an. Übrigens, ein vielerseits wünschenswertes Nebenergebnis: Die vermehrte Einnahme von Rosbacher Mineralwasser führte dazu, dass sich die von der Norm abweichenden niedrigen und hohen BMI zunehmend einem Normalwert annäherten.

Fazit

Die Empfehlung für Sportler: Die Grundlage aller Sportarten, in denen der Kopf gebraucht wird (Teamsport, Zweikämpfe, Haushalten mit der Energie usw.), sollte nach den vorgestellten Studienergebnissen ca. 2,5 l Trinkmenge am Tage bilden. Hinzu kommt ein sportspezifischer Zuschlag zum Ausgleich von schweißbedingten Wasserverlusten.

Autor: Dipl. oec. troph Günter Wagner

Literatur:

[1] Armstrong LE, Ganio MS, Casa DJ, Lee EC, McDermott BP, Klau JF, Jimenez L, Le Bellego L, Chevillotte E, Lieberman HR (2012) Mild dehydration affects mood in healthy young women. J Nutr. 2012 Feb;142(2):382-318

[2] DGE (2012) Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE“. http://www.dge.de/pdf/10-Regeln-der-DGE.pdf; 31. Mai 2012)

[3] Ganio MS, Armstrong LE, Casa DJ, McDermott BP, Lee EC, Yamamoto LM, Marzano S, Lopez RM, Jimenez L, Le Bellego L, Chevillotte E, Lieberman HR (2011) Mild dehydration impairs cognitive performance and mood of men. Br J Nutr. 2011 Nov;106(10):1535-43.

[4] Lehrl S, Wagner G, Schröder U (1999) Die optimale Trinkmenge für die maximale geistige Leistungsfähigkeit. Der Allgemeinarzt 21: 664-667

[5] Schmitz J, Lehrl S, Schröder U, Wagner G: Einfluss von Dehydratation auf die kognitive Leistungsfähigkeit im Rahmen der Rosbacher Trinkstudie (RTS) 1 – 4, 40, Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. in Potsdam (2003)

[6] Wagner G, Peil JM, Schröder U (2011) Trink Dich Fit. Pala Verlag: Darmstadt.

[7] Weiss, V (2000) Die IQ-Falle – Intelligenz, Sozialstruktur und Politik. Graz: Leopold Stocker.

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