Hochton-Frequenz-Therapie

Die therapeutische Zielsetzung bei der Behandlung von Hochleistungssportlern liegt darin, die verletzungsbedingte Ausfallzeit eines Athleten zu reduzieren. Das kann über eine Reduktion von Schmerz- und Schwellungszuständen, Lösung von Spannungszuständen (z.B. Lockerung der Muskulatur) oder eine verbesserte Stoffwechsellage ermöglicht werden. Die Hochton-Frequenz-Therapie (HTFT) stellt hierbei eine geeignete Therapieoption dar.

Mittlerweile sind bis heute in Deutschland ca. 200.000 Patienten mit dieser Therapie erfolgreich behandelt worden. Es stellt sich die Frage, warum trotz nachgewiesener Effektivität und Behandlungserfolge diese Therapie heute noch nicht weiter verbreitet ist. Die Begründung liegt hauptsächlich im Aufwand einer derartigen Therapie, bedingt durch einen zeitlichen Faktor und die hohe Komplexität in der Anwendung für das medizinische Personal.

Sanfte Behandlung

Entgegen anderen Verfahren handelt es sich bei der HTFT um ein rein modulierendes Verfahren, das mit elektromagnetischen Frequenzen zwischen ca. 4.000 und 12.000 Hertz arbeitet. Je nach Zielstellung können in Abhängigkeit vom gewählten Frequenzmuster verschiedene Wirkungen erzielt werden. Unterschiedliche Effekte wie Stoffwechselanregung, Zellkommunikation, Entzündungshemmung, Abschwellung und Muskellockerung können durch ein und dasselbe Verfahren wahlweise gesteuert werden, ohne hierbei einen Reiz auszulösen. Die Therapie wird vom Patienten aufgrund der schnell einsetzenden Wirkung als angenehm empfunden.

Überlegenheit gegenüber der herkömmlichen Elektrotherapie

Verglichen mit der weitläufig eingesetzten Elektrotherapie ist die HTFT effektiver und von anhaltendem Erfolg. Während bei der herkömmlichen Elektrotherapie die Eindringtiefe in das Gewebe begrenzt ist, liegt bei der HTFT selbst bei geringer Intensität der elektromagnetischen Felder eine unbegrenzte Eindringtiefe vor. Bei der Elektrotherapie werden zu wenige Aktionspotenziale in der Zelle generiert, um eine erforderliche Kettenreaktion für die Tiefenwirkung zu erhalten. Sie bricht nach ca. 0,5 cm unter der Haut ab und es bleibt bei einer flach unter der Haut begrenzten geringen Wirkung.

Die über die volle Zeit einer Behandlungsstunde bei HTFT zu beobachtende Wirkung auf die Zellen und die damit verbundene Nachhaltigkeit des Behandlungserfolges ergeben sich aus der Komplexität der computergenerierten Frequenzmuster, die eine Zelladaption an die eingebrachten Frequenzen vermeiden. Bei der Elektrotherapie kommt es schon nach kurzer Zeit (ca. 3 Sekunden) zur Zelladaption, wodurch die gewünschte Gewebebeeinflussung abgebrochen wird. Der Nachteil der HTFT durch hohen zeitlichen Behandlungsaufwand (eine Sitzung dauert eine Stunde) wird durch die dabei erzielte Wirkung aufgewogen. Je länger ein Frequenzmuster auf eine Zelle trifft, desto wirkungsvoller ist ihre nachhaltige Beeinflussung. Aus diesem Grunde ist es auch wichtig, die Sitzungen möglichst an ca. zehn aufeinander folgenden Tagen durchzuführen.

Vielfältige Einsatzbereiche

Die HTFT bietet in der Sportmedizin vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Sie eignet sich sowohl für die Behandlung akuter Verletzungen, Überlastungsreaktionen als auch zur Behandlung von Entzündungen. Hiervon abzugrenzen ist die Behandlung von Infektionen. Eigene beispielhafte Anwendungen erfolgten nach akuten Verletzungen bei Prellungen mit Weichteilschwellungen, Ödemen oder Hämatomen, bei Bone bruise, Muskelverletzungen und Kapsel-Band-Verletzungen. Der Faktor Stabilität ist bei letzteren Verletzungen in der Therapie selbstverständlich gesondert zu berücksichtigen.

Überlastungsreaktionen wie Tendinosen/Insertionstendinosen (z.B. Achillodynie), Periostitis (z.B. Shin Splint Syndrom), Fasziitiden (z.B. Plantarfasziitis) und Rückenschmerzen mit einhergehendem Muskelhartspann zeigten in eigenen Anwendungen ebenfalls durch die HTFT gute Behandlungserfolge. Unter den Patienten mit Rückenschmerzen konnten sogar Ischialgien, bedingt durch Nervenwurzelentzündungen, positiv beeinflusst werden.

Nach eigener Erfahrung profitieren aber auch und insbesondere Patienten mit postoperativen Schwellungszuständen von der HTFT durch eine zeitnahe Abschwellung sowie eine Entzündungs- und Schmerzlinderung. Ein vergleichbarer Effekt lässt sich bei Vorliegen eines M. Sudeck erzielen. Gesondert zu betrachten sind die Behandlungsmöglichkeiten bei degenerativen Erkrankungen. Arthrose beispielsweise, insbesondere die damit einhergehende Entzündungsreaktion, lässt sich mit der HTFT hervorragend therapieren. Allerdings findet man diese Erkrankungsform bei Spitzensportlern selten.

Anwendung

Das Anschließen des HTFT-Gerätes an den Patienten ist denkbar einfach. Die Elektroden werden ähnlich wie bei der Elektrotherapie am Patienten mit einem Klettband befestigt. Behandlungen von Fuß, Sprunggelenk und auch Achillessehne lassen sich am besten in einem Wasserbad durchführen. Hier werden die Elektroden an der Innenseite einer Wasserwanne befestigt. HTFT-Geräte werden auf dem Markt von verschiedenen Herstellern angeboten. Das komplette Spektrum an Therapieoptionen ist jedoch stark abhängig von der mit dem Gerät angebotenen Software.

Fazit

Die HTFT stellt als modulierendes Verfahren offensichtlich eine sehr gute Therapieoption dar, um die verletzungsbedingte Ausfallzeit bei Spitzensportlern deutlich zu verringern. Herkömmliche konservative Therapieverfahren sollen hierdurch nicht ersetzt, können aber wesentlich und sinnvoll ergänzt werden. Eigene Anwendungen v. a. bei Profifußballern, aber auch bei Athleten anderer Ballsportarten und Ausdauersportlern haben geholfen, dieses Ziel zu erreichen.

Autor: Dr. med. Wulf Schwietzer

Dieser Artikel stammt aus dem Archiv der ehemaligen Seite medicalsportsnetwork.de. Er wurde mithilfe der Wayback Machine (archive.org) rekonstruiert um weiterhin zur Verfügung zu stehen.